Bekennerschreiben: Die Bewerbungsfehler der wichtigsten Frau des Landes

Infineon-Chefin Sabine Herlitschka ist eine der mächtigsten Frauen des Landes.

Frau Herlitschka, ganz ehrlich: Haben Sie sich einmal um einen Job beworben und das Bewerbungsgespräch ist dann so richtig schiefgelaufen?

Ja, natürlich. Es gibt doch kaum Menschen, bei denen alles immer aufgeht, jede Bewerbung gelingt. Mein großer Bewerbungsflop war jedenfalls in Frankfurt. Ich hatte damals eine klassische Wissenschaftskarriere hinter mir, war einige Jahre in der Forschung, merkte aber, dass ich mich beruflich doch breiter aufstellen will, und begann, nach etwas Neuem zu suchen. Ich kam dann recht schnell mit einem sehr großen internationalen Beratungsunternehmen in Kontakt, das immer wieder nach Talenten sucht.

Und die haben dann gesagt: Tut uns leid, Sie sind kein Talent, für Sie sehen wir wirklich keinen Platz.

Nein, zuerst lief es sogar sehr gut. Ich habe eine erste Bewerbungsrunde gemeinsam mit anderen Kandidaten in Wien absolviert und wurde dann zu einem weiteren Gespräch nach Frankfurt eingeladen. Das ging dann allerdings wirklich schief. Wenn ich daran denke, bekomme ich noch heute eine Gänsehaut.

Weil?

Weil das Unternehmen und ich, überhaupt nicht zusammengepasst haben. Die haben letztlich nach jemand ganz anderem gesucht und ich habe mich im Vorfeld nicht optimal vorbereitet, um das zu erkennen. In Frankfurt war das dann eines dieser extrem unangenehmen Gespräche, wo man merkt, dass man auf völlig unterschiedlichen Planeten sitzt und einander eigentlich nichts zu sagen hat. Diese Erfahrung hat mich noch lange beschäftigt, nicht nur am Flug zurück nach Wien.

Und während des Gesprächs, was haben Sie da gemacht?

Vor allem gelitten. Aber natürlich versucht man im Moment, das Beste aus so einer Situation zu machen, doch es bleibt unangenehm. Übrigens glaube ich, dass auch mein Gegenüber versucht hat, mir eine Chance zu geben und zu klären, ob wir nicht doch zusammenpassen könnten. Bloß: besser geworden ist es bei diesem Gespräch dadurch nicht.

Und am Ende des Ganzen: Waren Sie da bloß froh, dass es vorbei ist, oder hat es Ihnen doch leidgetan?

Beides. Natürlich denkt man sich, ob man nicht eine Chance verpasst hat. Im Nachhinein muss ich allerdings sagen, dass dieser Job wirklich nichts für mich gewesen wäre. Ich habe damals auch etwas sehr Wichtiges für mich gelernt: Bei der Entscheidung für oder gegen einen Job sollte man so wenig Kompromisse wie möglich machen. Man verbringt in der Arbeit schließlich die meiste wache Zeit seines Lebens.

Ihre Fehler von damals haben Sie sich  inzwischen also verziehen.

Ja, das ist ja schon lange her. Ich weiß inzwischen aber auch, dass Fehler zu einer Entwicklung dazu gehören. Deshalb bemühen wir uns bei Infineon Österreich wirklich sehr um eine gute Fehlerkultur. Wir prämieren zum Beispiel in einem internen Wettbewerb jedes Jahr den erfolgreichsten Fehler. Damit meinen wir besonders große Fehler, aus denen man aber auch besonders viel lernen kann. Manche misslungene Bewerbung ist auch so etwas – im Moment tut sie sehr weh, kann einen aber doch ziemlich weiterbringen.

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